Mein guter Freund. Ein interkultureller Austausch von Kindern und Jugendlichen mittels aktiver Medienarbeit

Von Katrin Bäumler, Jugendbildungsreferentin Haus Steinstraße e.V. Leipzig

»Mein guter Freund« war ein Projekt des Haus Steinstraße e. V. in Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen einer DaZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) der 16. Mittelschule in Leipzig. Die SchülerInnen aus zehn verschiedenen Ländern (Irak, Ukraine, Türkei, Kongo, Kosovo, Vietnam, Lettland, Iran, Portugal, Pakistan) haben ein gemeinsames Ziel: sie wollen und müssen Deutsch lernen. Ihre Familien haben aufgrund politischer Verfolgung, wirtschaftlicher Notwendigkeit, Vertreibung und Aussiedlung ihre Heimatländer verlassen, um in der Bundesrepublik ein neues Zuhause zu finden.

Das Ziel unseres Projektes war, den Kindern und Jugendlichen mittels aktiver Medienarbeit eine außergewöhnliche Auseinandersetzung mit ihrem Leben in Deutschland, ihrer kulturellen Identität, ihren Zukunftsperspektiven und ihrem Lebensalltag zu schaffen. Sie hatten die Möglichkeit, ihre MitschülerInnen intensiver kennen zu lernen und in einer außerschulischen Bildungsstätte fern ihrer gewohnten Familienstrukturen und ihrem Freundeskreis neue Erfahrungen miteinander zu machen.
Das Projekt zeigte Strukturen auf, die es erlauben, während der Unterrichtszeit Konzepte durchzuführen, die herausragend aus der alltäglichen Routine des Schulgeschehens dennoch den Jugendlichen die Fähigkeiten und Kenntnisse vermitteln, die sie zum Erlernen der deutschen Sprache und zu ihrer Lebensgestaltung benötigen.

Wir unterstützten sie bei der Aneignung der medialen Kompetenzen und des technischen Know-how sowie bei der Umsetzung ihrer Ideen.

Dazu besuchten sie acht Monate lang 14-tägig die Werkstätten unseres Haus Steinstraße. Im Mittelpunkt der ersten Monate stand die Auseinandersetzung mit den kulturellen Zugehörigkeiten der Kinder und Jugendlichen. Dazu entstanden Collagen zu den besonderen Festen ihrer Herkunftsländer und Religionen, sie kochten miteinander ihre Lieblingsessen, einige nähten an der Nähmaschine ihre Landesfahnen, ein kleiner Animationsfilm wurde gedreht, auf dem Computer malten sie typische Pflanzen und Tiere und sie schrieben kleine Texte über ihre Heimat.

Später im Rahmen einer Projektwoche in der Jugendbildungsstätte Hütten (Thüringen) konnten wir die bis dahin entstandenen Videos, Geschichten und Fotos intensiv bearbeiten und weiterentwickeln.
Entstanden sind drei Fotogeschichten, der Videofilm »Robinson und die drei Hexen«, mehrere Videointerviews und ein Kochbuch mit erprobten Rezepten aus vier Ländern.

Diese Beiträge sind auf einer Website veröffentlicht. Zudem wurden sie in einer Ausstellung im Café Yellow des Haus Steinstraße vom 01.-28.10.2003 der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Frühjahr 2004 wird diese Ausstellung in der 16. Mittelschule Leipzig zu sehen sein.

Das Projekt wurde in Kooperation mit D-A-S-H. D-A-S-H ist ein Projekt des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, gefördert vom BMFSFJ im Rahmen des Programms »entimon – Gemeinsam gegen Gewalt und Rechtsextremismus«.

Die Ergebnisse des Projektes sind auch online verfügbar.

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