format – Medienarbeit für Toleranz

von Bettina Giersig, JFF München

Frühstückspause im Betrieb. Stefan möchte nicht zu den anderen in den Hof gehen – er weiß, dass er dort in eine schwierige Situation kommen würde, denn er ist seit kurzem mit Özlem liiert und seine Freunde finden das gar nicht gut! Özlem hat deutsche und türkische Freundinnen und ihre beste Freundin trägt Kopftuch – das findet dann sogar Stefan reichlich daneben …

In Stefans Geschichte spielt Intoleranz eine Rolle – dadurch bietet sie Stoff für einen Medienbeitrag im Rahmen des Projekts format – Medienarbeit für Toleranz.

Bei format können SchulabgängerInnen und Auszubildende sich als MedienmacherInnen ausprobieren: In einwöchigen oder dreitägigen Seminaren produzieren sie unter medienpädagogischer Begleitung in kleinen Teams Multimediaauftritte, Radiobeiträge und Kurzfilme rund um das Thema Toleranz.

Das Thema Toleranz

Ausgangsbasis für alle Produktionen sind die Alltagserfahrungen, Sichtweisen und Einstellungen der SeminarteilnehmerInnen zum Thema Toleranz – nicht nur, weil das Leben ja bekanntlich die besten Geschichten schreibt, sondern auch, weil Jugendliche so die Möglichkeit haben, situationsbezogen ihre Erlebnisse und ihren Standpunkt zum Thema Toleranz zu reflektieren.

In der Regel haben die SeminarteilnehmerInnen vielfältige Erfahrungen auf diesem Gebiet. Die Bandbreite der Themen reicht von Ausgrenzung über Vorurteilsstrukturen bis hin zu Diskriminierung und Rassismus. Aus dem Pool an Gruppenerfahrungen wählen die TeilnehmerInnen einen Schwerpunkt für ihre Medienproduktion aus.

Medienkompetenz

format vermittelt den SeminarteilnehmerInnen grundlegende Kenntnisse in Medientechnik und regt zur eigenständigen, bewussten und kreativen Gestaltung der Medienprodukte an.

Während im Videobereich die Umsetzung einer Idee in ein Drehbuch, das Schauspielen, Filmen und Montieren am digitalen Schnittplatz im Mittelpunkt stehen, geht es beim Radiomachen eher um Recherchewerkzeuge, Interviewtechniken, die Haltung als JournalistIn und die Produktion einer Radiodokumentation. Multimediagruppen setzen sich mit der Gestaltung von Webseiten am PC auseinander: Es entstehen Fotostorys oder informative Seiten rund um das Thema Toleranz. Allen Medienbereichen ist gemeinsam, dass die Jugendlichen die im Projekt nötige Technik beherrschen lernen und sich als inhaltlich kompetente MedienmacherInnen erfahren.

Soziale Kompetenzen

Ein weiterer Fokus von format-Seminaren liegt auf dem gemeinsamen intensiven Arbeiten im Produktionsteam: die Jugendlichen handeln Entscheidungen aus, setzen Prioritäten, übernehmen Rollen und Verantwortung, arbeiten an konstruktiven Konfliktlösungen und üben toleranten und respektvollen Umgang miteinander. Sie trainieren also wichtige soziale Fähigkeiten, die auch in ihrer beruflichen Orientierung bzw. Laufbahn richtungsweisend sein können.

Bereichernd ist für viele Jugendliche außerdem das strukturierte projektbezogene Arbeiten bzw. die Erfahrung, eine Sache von der eigenen Idee bis zum fertigen Produkt verwirklichen zu können. Ein format-Teilnehmer formuliert dieses Erfolgserlebnis so: »Ich fand super, dass wir endlich mal was erreicht haben. Und dass wir alle zusammen gehalten haben: da staun’ ich.«

Das Medienprodukt

… ist das i-Tüpfelchen des Projekts. Die fertigen Produktionen werden in feierlicher Atmosphäre uraufgeführt und später im Internet veröffentlicht. Besonders gelungene Produktionen können auch im Fernsehen bzw. Radio gesendet werden.

Für PädagogInnen

Neben Seminaren für Jugendliche bietet format Schulungen für MultiplikatorInnen an. Außer einer Vermittlung von grundlegenden Medienkenntnissen sind die Inhalte der MultiplikatorInnenschulung Fragestellungen wie z.B. »Welche Medien eignen sich, ins individuelle pädagogische Methodenrepertoire aufgenommen zu werden?« und »Wie kann ich Inhalte durch den Einsatz von Medien jugendgerecht aufbereiten?«.

»format – Medienarbeit für Toleranz« ist ein Projekt des JFF im Rahmen des Förderprogramms »Xenos – Leben und Arbeiten in Vielfalt«. format wird unterstützt durch die Europäische Union, das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit sowie das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Bis zum Abschluss des Projekts im Herbst 2004 werden über 600 Jugendliche in ca. 30 Seminaren mehr als 100 Medienbeiträge zum Thema »Toleranz« produziert haben, bis zu 150 MultiplikatorInnen werden an format- Schulungen teilnehmen.

Bei Interesse an den Beiträgen oder an dem Projekt wenden Sie sich bitte an:
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
Pfälzer-Wald-Str. 64
81539 München
Tel.: (089) 68 989-146

Ansprechpartnerin: Bettina Giersig

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