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MOV!NG ON: Handlungen an Grenzen – Strategien zum antirassistischen Handelnvon Zala T. S. Unkmeir [beteiligt an der Arbeitsgemeinschaft mov!ng on] Vom 13. August bis 11. September fand in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst, NGBK, in Berlin die Ausstellung Mov!ng On statt. Die Ausstellung beinhaltete Positionen von Künstlerinnen und politischen Gruppen die zum Thema Grenzen, bzw. Handlungen an Grenzen, in einem antirassistischen Kontext arbeiten. Da sich die Grenzlinien zwischen den Nationalstaaten zunehmend auf das Innere der Gesellschaften verschieben, bezogen sich Handlungen an Grenzen auf den Umgang mit unterschiedlichen Formen der Abgrenzung und Ausgrenzung. |
Dossier #15: Eckpunkte der Diskussion um das neue Zuwanderungsgesetz für Deutschland, "offene Grenzen", die Visa-Affäre, Einreise und Einwanderung in Europa » Gesamtes Dossier als PDF-Datei
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Thematische Schwerpunkte waren rassistische Kontrollen, Integrationsforderungen, vorenthaltene Rechte oder konkrete Bewegungseinschränkungen, die das Verhältnis von Migrierenden und den Gesellschaften in denen sie leben strukturieren. In der Ausstellung wurden sowohl Positionen von Künstlerinnen als auch von politischen Gruppen veröffentlicht. Eine Zielstellung der Ausstellung war, Allianzen zwischen Künstlerinnen und politischen Gruppen zu bilden. Wie eine Form der Zusammenarbeit aussehen kann zeigt eine Aktion von Martin Krenn, Ahmed Sameer, Hyacinth Nguh Tebie, aus der eine großformatige Photoarbeit entstanden ist. Die Photographie zeigt, wie zwei Polizisten zwei Personen kontrollieren. Die Handlung spielt auf dem Alexanderplatz in Berlin, der für Personenkontrollen an MigrantInnen bekannt ist. Im Hintergrund ist zu sehen, dass Personen Flugblätter an Passanten verteilen. Diese Flugblätter sind auch neben der Photografie im Ausstellungsraum zu finden. Sie richten sich gegen die Residenzpflicht, die für Flüchtlinge in der BRD gilt und stammen von THE VOICE – einer politischen Gruppe(1), die u.a. für die Abschaffung der Residenzpflicht kämpft. Die ausgewählte Art der Kontrolle sowie deren ästhetische Inszenierung entstand in einem Diskussionsprozess zwischen den drei unterschiedlich positionierten Autoren – Ahmed Sameer und Hyacinth Nguh Tebie als von dem Gesetz Betroffene und Martin Krenn als Künstler. |
(1) siehe auch The VOICE Refugee Forum in Deutschland in diesem Dossier
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Dass Kunst auch eine Strategie für Gruppen darstellen kann, überhaupt in Kommunikation treten zu können, zeigen die bestickten Wandbilder, Arpilleras, der Mujeres Sin Rostro. Die Mujeres sin Rostro sind eine Gruppe von Frauen, die ohne Papiere in der BRD leben und aus lateinamerikanischen Ländern kommen. Sie stellen Arpilleras her um ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen darzustellen und so ihren Protest gegen die Illegalität zum Ausdruck zu bringen. Arpilleras wurden bereits als Widerstandspraxis während der Pinochet-Diktatur in Chile, aber auch in anderen lateinamerikanischen Zwangsregimes von Frauen in Handarbeit hergestellt. In die eigene Gegenwart nach Europa überführt, zeigen die Arpilleras beispielsweise Abschiebungen, markieren gefährliche Orte in Berlin oder Situationen aus der Abschiebehaft. Die Mujeres Sin Rostro sagen: »Dies ist unsere Form des Protests, da es uns die Situation nicht erlaubt, frei zu handeln, und wir unsere Gesichter verbergen und im Untergrund leben müssen. Vereint haben wir jedoch die Hoffnung, dass sich dies bald ändern werde.« Ein weiterer Ausstellungsbeitrag stammt von der Initiative gegen das Chipkartensystem. Diese organisiert politische Kampagnen gegen das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) und das Anwachsen des gesellschaftlichen Rassismus. Als direkte Unterstützung organisiert sie in Berlin den Umtausch von Chipkarten, mit denen Flüchtlinge nur in speziellen Supermärkten einkaufen können, in Bargeld. Im Ausstellungsraum wurden ein Regal mit Lebensmitteln und Konsumgüter wie Nudeln, Klopapier, Tomatensauce und viele mehr installiert. Die im Regal zum Kauf angebotenen Produkte wurden mit Chipkarten erworben und konnten von Ausstellungsbesucherinnen erworben werden. Ein Monitor, der sich ebenfalls im Regal befand, zeigte Filmaufnahmen, die während einer antirassistischen Einkaufsaktion entstanden sind. Im Rahmen der Ausstellung wurde ebenfalls eine antirassistische Einkaufsaktion durchgeführt, in der von der Galerie aus zum gemeinsamen Chipkarten-Einkauf gestartet wurde. Die Ausstellung Mov!ng On ist dem Ziel, Allianzen zwischen Künstlern und politischen Gruppen zu treffen, ein Stück näher gekommen. Es ist zu hoffen, dass an diesem Punkt weitere Projekte ansetzen, bei denen migrantische Perspektiven und Gruppen auch die Vorbereitung und damit auch wesentliche Entscheidungsprozesse mit tragen. |
(2) Ottakring, Österreich 2004
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Allianzen wie beispielsweise die zwischen Kunst und Politik, sowie zwischen Migrantinnen und Deutschen ohne Migrationshintergrund, können eine Strategie sein, der aktuellen Marginalisierung antirassistischer Kämpfe zu begegnen. In der Ausstellung waren Beiträge zu sehen von: Beteiligte in der Arbeitsgruppe: Insa Breyer, Claudia Burbaum, Maja Figge, Alex Gerbaulet, Farida Heuck, Birgit zur Nieden, Mark Schiffner, Zala T. S. Unkmeir Zur Ausstellung ist eine Publikation erschienen: Einige Fotos aus der Ausstellung sowie nähere Informationen zur Publikation |
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Letzte Änderung: 2005-12-05 21:21:59 | info@d-a-s-h.org Impressum |