Ein eigenes Medienprojekt planen: von der Idee zur Präsentation

Von Kathrin Demmler

Von früh bis spät ist man tagtäglich von Medien umgeben. Über sie wird man informiert und unterhalten, mit Nachrichten versorgt und von Parolen belästigt. Was liegt also näher, als die Medien zu nutzen, wenn man ein Thema unter die Leute bringen möchte. Die Idee ist nahe liegend und oft erprobt. Inzwischen gibt es auch zahlreiche alternative Medienangebote, die dafür entwickelt wurden, Produkte von jungen Menschen zu veröffentlichen. Das Spektrum reicht von Aus- und Fortbildungskanälen, über Bürgerfernsehen und öffentlich geförderte Radiosender mit Programmfenstern bis hin zu diversen Internetplattformen. Für die Veröffentlichungsmöglichkeiten ist also weitgehend gesorgt. Auch Anliegen, Themen und Ideen, die es wert sind, über Medien einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden, gibt es viele. Letztlich ist der Weg von der Idee bis zur Präsentation oft schwieriger als gedacht. Medien sind nicht nur Botschaften, sondern auch technische Geräte und die bergen schon so manches Problem in sich. Auch die dramaturgische Umsetzung ist nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick aussieht. Nichts ist schlimmer, als eine gute Idee, die dann in einem unendlich langen, langweiligen Film, einem unverständlichen Radiobeitrag oder einer Website, die nicht NutzerInnen freundlich ist, endet. Die genaue Planung eines Medienprodukts erfordert Zeit, aber das Endprodukt rechtfertigt diese Energie garantiert. Von der Idee bis zur Präsentation sind einige Grundsätze zu befolgen:

  1. Themenfindung
    Es gibt durchaus viele Themen, die nicht oft genug bearbeitet, diskutiert und präsentiert werden können. Bei Ideen für Medienprodukte verhält es sich nicht ganz so. Nichts ist frustrierender, als am Ende feststellen zu müssen, das xte Portrait eines Neonazis verfilmt oder nur eine von unzähligen Websites mit Links zu antifaschistischen Gruppen veröffentlicht zu haben. Der erste Schritt bei der Planung ist somit eine umfassende Recherche über bereits bestehende, thematisch vergleichbare Medienprodukte. Nur wenn man weiß, was andere gemacht haben, kann man sich davon abgrenzen oder darauf Bezug nehmen.
  2. Ideenskizze
    Sobald die Idee endgültig steht, sollte man sich in der bestehenden Gruppe zusammensetzen oder sich DiskussionspartnerInnen suchen, um das Thema in all seinen Facetten zu diskutieren und daraus einen konkreten Handlungsstrang zu entwickeln. Welche Aspekte des Themas müssen aufgenommen werden, welche können weggelassen werden? Wo sollen die Schwerpunkte gesetzt werden? Wen soll das fertige Produkt ansprechen? Besonders gut eignet sich hierfür das Mindmapping. Ausgehend von der Grundidee können Themenstränge gebündelt, Akzente gesetzt und Assoziationen transparent gemacht werden. Am Ende dieser ausführlichen Diskussion steht eine Skizze der Idee, die schon so angelegt sein sollte, dass auch Außenstehende einen Eindruck vom fertigen Produkt bekommen.
  3. Projektplanung
    Anhand der angefertigten Ideenskizze kann nun die detaillierte Planung des Projekts beginnen. Im Zentrum steht die Erstellung einer genauen Inhaltsangabe. Bei einem Internetprojekt bietet es sich beispielsweise an, eine Roadmap zu erstellen. Hier werden alle einzelnen zu erstellenden Internetseiten aufgelistet, in Beziehung zueinander gesetzt und mit einer groben Inhaltsangabe versehen. Bei der Erstellung eines Film würde man parallel dazu ein Storyboard erarbeiten. Auf Grundlage dieser Inhaltsangabe müssen dann alle weiteren Faktoren geplant werden. Wie viel Zeit ist für welchen Arbeitsschritt nötig? Wer kann/muss an welchem Detail beteiligt sein? Welche InterviewpartnerInnen oder ExpertInnen werden benötigt? Welches technische Equipment ist nötig? Wie viel Geld wird für das Projekt benötigt? All diese Probleme müssen gelöst werden, bevor es an die Umsetzung der Idee gehen kann. Technisches Gerät, Drehgenehmigungen, professionelle Unterstützung und vieles mehr führen oft dazu, dass man einiges an Geld für die Umsetzung des Projekts benötigt. Anhand der Roadmap oder des Storyboards kann man sich aber um finanzielle Unterstützung bewerben. Es gibt deutschlandweit Medienzentren und verschiedene Fördermöglichkeiten bei denen man beispielsweise kostengünstig technisches Equipment zur Verfügung gestellt bekommt.
  4. Produktion
    Eine genaue Projektplanung ist bereits die halbe Produktion. Trotzdem birgt auch die Umsetzung noch ausreichend Fallstricke. All zu oft wird die Produktionsdauer unterschätzt. So kann ein kranker Interviewpartner, schlechtes Wetter oder ein Absturz des Computers schnell zu einer größeren Verzögerung führen. Von Anfang an ist es wichtig, den Zeitrahmen im Auge zu behalten und flexibel auf neue Ereignisse zu reagieren. Denn selbst wenn kein Präsentationstermin feststeht, führen zeitliche Verzögerungen oft zu einem Nachlassen der Begeisterung und so manches Medienprodukt ist deshalb nie fertig geworden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine exakte Rollenverteilung. JedeR muss seinen/ ihren Aufgabenbereich genau kennen und seine Inhalte selbst planen können. Ebenso wichtig ist es aber, dass sich alle am Projekt Beteiligten regelmäßig zusammensetzen, ihre Zwischenergebnisse diskutieren und neue Ideen einbringen. Auch wenn ein Projekt noch so gut geplant ist, gilt, dass das Wissen aller Beteiligten im Laufe der Produktion steigt und die Idee immer weiter wächst und sich ausdifferenziert.
  5. Endfertigung
    Wenn die Produktion so weit abgeschlossen ist, kommt der schwierigste, und oft zeitaufwändigste Teil eines jeden Projekts. Wenn alle Szenen abgedreht, alle Internetseiten erstellt und alle O-Töne aufgenommen sind, gilt es diese zu einem spannenden, interessanten Produkt zusammenzufügen. Ganz wichtig ist es hierbei, Freunde und Bekannte, die nicht an der Produktion beteiligt waren, zu einer Präsentation der ersten Version des fertigen Produkts einzuladen. Als MedienmacherIn ist man meist viel zu stark involviert, um kleine logische Fehler, akustische Probleme oder mangelnde Grundlageninformationen wahrzunehmen. Erst nach dem Test einer so genannten »Beta«-Version kann ein Produkt wirklich abgeschlossen werden und ist reif für die öffentliche Präsentation.
  6. Präsentation
    Ein Medienprodukt kann nicht oft genug präsentiert werden. Wenn die Internetseite auf den Server geladen ist, ist die Arbeit somit noch längst nicht getan. Nun gilt es sie in Suchmaschinen einzutragen, auf andere Seiten zu verlinken und diese im Gegenzug um Verlinkung zu bitten und dann vor allem regelmäßig die Inhalte zu aktualisieren. Ein Film oder ein Radiobeitrag kann auf Film- bzw. Hörfestivals präsentiert oder im Fernsehen bzw. Radio gesendet werden. Dieser Vermarktung des eigenen Produkts kommt eine große Bedeutung zu, da es ja um die Veröffentlichung der eigenen Interessen und um das Anstoßen von Diskussionsprozessen geht und dies nur gelingen kann, wenn das Produkt möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht wird.

Kathrin Demmler ist Mitarbeiterin im JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in München.

Kontakt:
JFF
Pfälzer-Wald-Straße 64
81539 München

Tel.: 089-68 98 91 51
Fax: 089-68 98 91 11
kathrin.demmler@jff.de

Links zu Förderprogrammen und Festivals:

  • »In eigener Regie«
    Das Projekt der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in Kooperation mit dem JFF- Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis bietet Kinder- und Jugendgruppen in ganz Bayern an, unter fachlicher Anleitung ihre ganz eigenen Video-, Multimedia- oder Hörfunkideen in die Praxis umzusetzen. Der Förderzeitraum beträgt jeweils ein Jahr. Die Produktionen eines Förderzeitraums werden im Februar jeden Jahres in einer anderen bayerischen Stadt präsentiert und mit ExpertInnen diskutiert.
  • JuFinale
    Die JuFinale 2006: Das neunte Festival für junge FilmemacherInnen aus Bayern. Talkstudio mit Gesprächen und Hintergründen zu den Filmen. Preise für die besten Filme. Filmworkshops mit Tipps und Anregungen von Profis. KiFinale mit Filmen von und für Kinder. KiFinale und JuFinale sind eine Veranstaltung des Bayerischen Jugendrings (BJR) und des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Filmeinreichungen sind nur bei den jeweiligen Bezirksfilmfestivals möglich. Die JuFinale 2006 zeigt dann die Preisträger aus den Bezirken.
  • fast forward KINDER FILMen FESTIVAL
    Auf diesem Festival präsentiert sich jedes Jahr die jüngste deutsche Filmszene: Filme von Filmemacherinnen und Filmemachern bis 15 Jahre, von Videogruppen und Schulen, sind im Wettbewerb um die Goldenen Filmdosen zu sehen. Alle Filme werden von einer Kinderjury und einer Erwachsenenjury bewertet, die Zuschauer wählen ihre Lieblingsfilme bei der Publikumswertung.
  • MB21 mediale bildwelten
    Der Bundesweite Multimediawettbewerb/Deutscher Jugend-Multimedia-Preis spricht sowohl die schulische und als auch die außerschulische Medienarbeit, sowie Gruppen und Einzelpersonen an. Über Kooperationen mit Medienzentren, Schulen, staatlichen und privaten Fort- und Weiterbildungseinrichtungen werden Kurse und Workshops sowohl für Jugendliche als auch für LehrerInnen und MultiplikatorInnen durchgeführt.
    Der Wettbewerb richtet sich in erster Linie an SchülerInnen und Jugendliche bis 21 Jahre als Einzelpersonen, Schulklassen und Multimedia-Arbeitsgruppen aller Schularten bis zur Fachschule, an Arbeitsgruppen in Medienzentren, aber auch an LehrerInnen und MultiplikatorInnen.
  • crossmedia Wettbewerb
    Zur Teilnahme am Wettbewerb berechtigt sind alle Schülerinnen, Schüler und schulische Gruppen in Bayern. Die Einreichungen müssen in jedem Fall über eine Lehrerin oder einen Lehrer erfolgen und die Anschrift der Schule tragen.
    Die Teilnahme am »crossmedia 2005«-Wettbewerb ist in den folgenden Sparten möglich: Musik & Sounddesign, Multimedia, Sprache & Text, Movie, Internet und Grafik & Layout aber auch 3D.
    Einsendeschluss der Beiträge ist der 23. September 2005
    Ausführliche Informationen unter:
  • Deutscher Jugendvideopreis
    Der Deutsche Jugendvideopreis YOUNG MEDIA fördert junge Video- und MultimediamacherInnen bis 26 Jahre und präsentiert ihre besten Arbeiten beim Bundesfestival Video.
  • Video der Generationen – Bundeswettbewerb
    Ein Video-Forum für ältere und junge MedienmacherInnen, die hier ihre in generationenübergreifende Gruppen (Alter bis einschl. 25 und ab 50 Jahre) entstandenen Produktionen einreichen können.

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Dossier #14: Medien bestimmen unseren Alltag. Aber wann haben wir die Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen, worüber in den Medien berichtet wird und auf welche Art und Weise oder mit welchen Mitteln das geschieht? Die Antwort ist klar: selber machen!

  1. Aktive Medienarbeit gegen Ausgrenzung
  2. Aktive Medienarbeit
    (Günther Anfang)
  3. Politische Sozialisation Jugendlicher
    (Fred Schell)
  4. Ein eigenes Medienprojekt planen
    (Kathrin Demmler)
  5. Sozialpädagogisches Handeln gegen Rechts
    (Katharina Hamann)
  6. Interview mit rossiPress Weimar
  7. Spielfilmarbeit mit jugendlichen Strafgefangenen
    (Reinhard Nolle)
  8. Materialien