Gemeinsam neue Perspektiven eröffnen: Interview mit der Leipziger Gruppe Bainuna-Beyneynu, Forum für Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten

Wann entstand Bainuna-Beyneynu (Forum für Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten, Leipzig)? Was bedeutet der Name und wer arbeitet in der Gruppe mit?

Bainuna ist arabisch und Beyneynu hebräisch. Beide bedeuten frei übersetzt »unter uns« oder »miteinander«: in der Gruppe arbeiten Israelis und AraberInnen zusammen.

Zu welchen Themengebieten arbeiten Sie? Was macht den Unterschied zur Arbeit bereits bestehender Gruppen und Initiativen aus?

Wir arbeiten zu kulturellen und politischen Themen des Nahen Ostens und dem Palästinensisch-Israelischen Konflikt. Der Unterschied zu anderen Gruppen ist, dass wir gemeinsam – Israelis und AraberInnen – in einer Gruppe sind.

Die Gruppe besteht noch nicht lange und zunächst auch nur in Leipzig. Wie sieht bisher die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen in der Stadt aus?

Wir sind eine sehr junge Gruppe, bis jetzt ergab sich keine Gelegenheit direkt mit einer der Gruppen eine gemeinsame Aktivität zu gestalten.

Gibt es Unterstützung von Seiten der Stadt, von kulturellen Einrichtungen oder politischen Initiativen?

Allgemein bekommen wir gute Unterstützung, insbesondere von dem Bildungswerk Weiterdenken der Heinrich-Böll-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Haben Sie schon Veranstaltungen zum Nahen Osten an Schulen oder in Jugendeinrichtungen gemacht? Wenn nein, ist derartiges in Planung?

Bis jetzt hat sich noch keine Gelegenheit für derartige Veranstaltungen geboten.

Wenn Sie Ihre bisherigen Veranstaltungen betrachten, wie war die Resonanz des Publikums?

Wir haben sowohl was Besucherzahlen betrifft als auch die sich anschließenden Diskussionen betreffend gute Resonanzen erhalten.

Was sind die nächsten geplanten Veranstaltungen?*

Die nächste Veranstaltung ist ein Workshop-Wochenende, das gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung Leipzig vom 11.-13. April in deren Leipziger Büro (Burgstr. 25) stattfinden wird. Der Titel der Veranstaltung ist: „Getrennte Welten, Gemeinsame Welten: Neue Sichtweisen aus Palästina und Israel“. Junge Israelis und AraberInnen sollen in verschiedenen Vorträgen zu Wort kommen und Perspektiven auf den Diskurs im Nahen Osten eröffnen. Die Transformationsprozesse in der Region, die Rolle von Identität und Ideologien in Israel und Palästina, aber auch die Rezeption des Konfliktes in Deutschland werden Themen sein.

Weiterhin ist Ende April eine Veranstaltung mit einem palästinensischen und einem israelischen Journalisten geplant. Leider können wir aufgrund der jetzigen Lage im Nahen Osten noch keine definitiven Aussagen zur Veranstaltung treffen.

Wie kann man Ihren Verein unterstützen und Kontakt aufnehmen?*

In dem Sie unsere Veranstaltungen besuchen, wenn möglich an den Diskussionen teilnehmen und Kritik äußern! Unsere e-mail Adresse ist bainuna@hotmail.com und in der nächsten Zeit werden Sie uns auch im Internet finden.

Welche Chancen sehen Sie für den Friedensprozess zwischen Israelis und PalästinenserInnen nach der Wiederwahl Sharons und der nun abgeschlossenen Regierungsbildung?

Es ist leider nicht möglich, diese Frage in ein paar Sätzen zu beantworten, denn viele Faktoren in Israel, Palästina, in der Region und auch die Weltpolitik spielen dabei eine Rolle. Allerdings kann man sagen, dass die nächste Phase eher eine Stagnationsphase sein wird. Der Irak-Krieg schafft eine weitere Spannung in der Region, momentan ist es sehr schwierig eine Prognose zu machen, wie es weiter gehen kann.

Das Thema »Innere Sicherheit« und die »Terrorismusbekämpfung« dominierten den israelischen Wahlkampf. Welchen Belastungen ist das alltägliche Leben in Israel und in den von der israelischen Armee besetzten palästinensischen Gebieten ausgesetzt?

In Israel ist die Angst vor Selbstmordattentaten die große Belastung für die Menschen, was ja schlimm genug ist. In den besetzten Gebieten gibt es inzwischen kein normales alltägliches Leben. Die Straßensperren haben die Gebiete in über 200 kleine Enklaven verwandelt. Das bedeutet, dass sich die Menschen, wenn überhaupt nur über lange Umwege von einem Ort in einen anderen bewegen können, dies beeinflusst alle Aspekte des Lebens. Keiner der ca. 2,2 Mio. palästinensischen Einwohner der West-Bank und der ca. 1,1 Mio. palästinensischen Einwohner des Gaza-Streifens haben Bewegungsfreiheit zwischen den Orten, egal ob es ein Krankenwagen ist oder „nur“ der Schul- oder Arbeitsweg. Darunter leidet am meisten die gesundheitliche Versorgung, die Lebensmittelversorgung, aber auch die Bildung und die Wirtschaft (die Arbeitslosigkeit liegt bei 50-60%) – einfach alles. Weiterhin wird die Politik der assassination palästinensischer politischer Aktivisten durch das israelische Militär fortgesetzt. Tage zum Teil Monate lange Ausgangssperren in den Städten legen das Leben lahm. Hinzu kommen die wiederholte Besatzung der Städte und die Inhaftierung Tausender.

Danke für das Interview!

bainuna@hotmail.com

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