Das Projekt Shoa.de

Vorstellung von Stefan Mannes, shoa.de

Die Themenkomplexe Holocaust und Antisemitismus kämpfen seit jeher mit Mythen und Fehlinformationen, die eng verknüpft sind mit Rechtsextremismus und Revisionismus. Mit der zunehmenden Bedeutung des Internets als Informations- und Kommunikationsmedium werden zudem die traditionellen Informationsquellen in den Hintergrund gedrängt. Politisch-historisch interessierte Jugendliche und Erwachsene benötigen deshalb ein zeitgemäßes Informationsmedium, das wissenschaftlich fundierte Daten auch für Laien verfügbar macht.

Vor diesem Hintergrund erfolgte die Gründung des Arbeitskreis Shoa.de im Jahr 1996 durch eine Gruppe von Studenten und Studentinnen der Geschichte, welche früh das Potenzial des Internets als didaktisches Medium erkannten. Seitdem hat sich das das Projekt mit über 120.000 Seitenaufrufen pro Monat als größtes deutschsprachiges Internetportal zur nationalsozialistischen Vernichtungspolitik und der Auseinandersetzung mit ihren Folgen bis in die Gegenwart etabliert.

Eine allgemeinverständliche und zugleich medienadäquate Aufbereitung der Themen Holocaust, Antisemitismus und Drittes Reich ist im Internet schwer zu finden. Shoa.de wendet sich deshalb an interessierte Menschen, um ihnen mit seriösen Inhalten eine Alternative zu den oft tendenziösen und sehr lückenhaften Internetangeboten zu diesem Themenkreis anzubieten. Das Projekt bereitet historische Inhalte zielgruppen- und mediengerecht auf, bietet didaktische Zugänge an und lädt darüber hinaus zur redaktionellen Mitarbeit ein.

Das inhaltliche Angebot von Shoa.de konzentriert sich auf vier Bereiche:

  1. Redaktionelle Artikel
    Derzeit sind über 120 Artikel, Aufsätze und Rezensionen verfügbar, die über allgemeine und spezielle Themenbereiche informieren und Ansatzpunkte und Anreize zu weiterer Auseinandersetzung geben. Die Inhalte werden ausnahmslos ehrenamtlich von Fachautorinnen und -autoren aus den Bereichen historische und politische Wissenschaft, Journalismus, Soziologie und Psychologie erarbeitet und für das Projekt zur Verfügung gestellt.
  2. Linkkatalog
    Der Shoa.de Linkkatalog ist eine umfangreiche Sammlung von Internetressourcen, die von historischen Quellen bis zu Projekten gegen Rechtsextremismus reichen. Die Inhalte werden nach wissenschaftlichen-didaktischen Kriterien ausgewählt und kategorisiert, regelmäßig ergänzt und aktualisiert. Mit derzeit über 200 Links ist der Katalog eines der bedeutendsten historischen Verzeichnisse im Internet.
  3. Diskussionsforum
    Das Diskussionsforum von Shoa.de wird zusammen mit der Schweizer Initiative »Aktion Kinder des Holocaust« (AKdH) betreut und hat sich als eines der erfolgreichsten Fachforen seiner Art etabliert. Es unterscheidet sich von anderen Angeboten durch eine interdisziplinäre Expertenrunde aus Historikern, Politologen und Sachverständigen für Rechtsextremismusprävention, die das Forum inhaltlich moderieren und Fragen der Benutzer beantworten. Neben historischen Themen wird explizit auf aktuelle gesellschaftliche Probleme wie Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus eingegangen, um besonders auch Jugendlichen als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.
  4. Newsletter
    Der monatlich erscheinende Email-Newsletter weist nicht nur auf neue Artikel auf Shoa.de hin, sondern bietet auch einen umfangreichen Pressespiegel sowie eine Übersicht über aktuelle Literatur. Mit über 20.000 Abonnenten bietet Shoa.de auch anderen Projekten redaktionellen Raum und publizistische Reichweite, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

Möglichkeiten der Partizipation

Das Projekt Shoa.de basiert auf der Idee zivilgesellschaftlicher Partizipation. Menschen können aus der Geschichte für die Zukunft lernen. Dies kann nicht nur in Universitäten, Gedenkstätten und Schulen stattfinden, sondern jeder einzelne Bürger ist aufgerufen, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten mit den Themen auseinanderzusetzen und mitzuhelfen, dass die Geschehnisse nicht vergessen werden.

Als Bürgerinitiative laden wir deshalb explizit unsere Besucher ein, aktiv an unserem Projekt mitzuarbeiten. Das Engagement reicht dabei von Fachwissenschaftlern bis zum Auszubildenden. Ersteren bieten wir mit Shoa.de eine einzigartige Plattform, um ein breites Publikum zu erreichen, letztere erhalten die Möglichkeit einer Mitarbeit, die sich in dieser Form an Universitäten oder Gedenkstätten nicht findet lässt.

Gerade bei Jugendlichen zeigt sich hier ein überdurchschnittliches Engagement und Interesse. Trotz der viel beschworenen »PISA-Misere« und der vorgeblich apolitischen Haltung junger Menschen, sind unsere Erfahrungen äußerst positiv. Die Anlässe fallen dabei vielfältig aus: die Behandlung des Themas in der Schule, der Besuch einer KZ-Gedenkstätte, die Berichte der Großeltern, eine Fernsehdokumentation, Spielfilme oder die Konfrontation mit antisemitischen oder rechtsextremen Äußerungen von Gleichaltrigen. Eine Vielzahl von Emails erreicht uns dazu jeden Monat. Im Dialog geben wir konkrete Hilfestellung zur Argumentation gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus, bieten die Möglichkeit erste Erfahrungen beim Verfassen von Erlebnisberichten und Artikeln zu sammeln, Recherchen durchzuführen und sich in Diskussionen zu üben.

Der nächste Schritt – Relaunch von Shoa.de

Um den gewachsenen inhaltlichen und technischen Anforderungen an Shoa.de gerecht zu werden, wird ab Herbst 2004 ein Relaunch des Portals erfolgen. Auch hier bieten wir jungen Menschen Raum zur aktiven Beteiligung. Ein Studententeam der Berliner L4 Akademie für neue Medien wird den Relaunch als ihr Diplomprojekt realisieren.

Die Inhalte werden qualitativ und quantitativ erweitert, z.B. durch den Einsatz von multimedialen Zeitzeugenberichten. Weiterhin soll eine verstärkte Betonung des Networking Charakters durch Erweiterung des Forums, des Linkkataloges und durch den Einsatz von moderierten Themenchats erreicht werden. Zahlreiche Zuschriften haben gezeigt, dass gerade die Hauptzielgruppe der 16- bis 30-Jährigen hier besondere Bedürfnisse hat.

Interessentinnen und Interessenten sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen und mit uns Kontakt aufzunehmen.

Kontakt:
Arbeitskreis Shoa.de e.V.
Stefan Mannes
Choriner Str. 23
10435 Berlin

Tel.: +49 (0)30-484 939 31
Fax: +49 (0)30-440 323 29
eMail: mannes.s@shoa.de
http://www.shoa.de/

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