Stolpersteine

Das Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig existiert bereits seit 1992. Es kann als Gegenentwurf zu monumentalen Mahnmälern gesehen werden. Im Gegensatz zu zentralen Bauten oder Denkmälern, können die Stolpersteine im Alltag nur schwer ignoriert werden. Demnig versteht die Gedenksteine als »zentrale und dezentrale Skulpturen«, mit denen er das Gedenken in den Nachbarschaften stattfinden lassen möchte. Jeder Stolperstein wird einzeln gefertigt und verlegt. Er wird aus Beton gegossen und trägt an der Oberseite eine 10 mal 10 Zentimeter große Messingtafel. Vor den ehemaligen Wohnhäusern werden sie in den Gehweg eingesetzt mit der Inschrift ’Hier wohnte’ und Namen, Geburtsdaten und das weitere Schicksal jedes einzelnen Menschen versehen. Mit dem Projekt wird der Menschen gedacht, die durch die Deutschen im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden; Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Kommunistinnen und Kommunisten, Schwule und Lesben und auch Opfer von Euthanasie.

Unübersehbar, aber nicht überwältigend sollen sie sein. Die Steine, die nur im symbolischen Sinn zum Stolpern gedacht sind. »Stolpern heißt auch darauf stoßen«, sagt Demnig, der inzwischen schon über 3.500 Steine in über 40 Städten verlegt hat. Jeder dieser Steine wird über eine Patenschaft in Höhe von je 95€ finanziert. Aber nicht überall stößt das Engagement gegen das Vergessen auf Unterstützung. Nicht nur dass der Weg durch die Behörden mühsam ist (in Köln dauerte das Genehmigungsverfahren drei Jahre), manche Städte lehnen die Stolpersteine, die sich auf öffentlichen Gehwegen befinden, ganz ab. Beispielsweise wurde in Leipzig argumentiert, das Projekt erinnere an den Walk of Fame in Los Angeles. Ein Vergleich, der verwundert. Andere haben eine Stigmatisierung der heutigen Bewohnerinnen und Bewohner befürchtet oder die Traumatisierung der Angehörigen der Täterinnen und Täter. Auf der anderen Seite steht die häufig große Unterstützung für die Erinnerungsmale, die weiter geht als zur Übernahme einer Patenschaft. Zum Beispiel wurden in Leverkusen und Duisburg die Verlegung von Stolpersteinen von Schulprojekten begleitet. Arbeitsgemeinschaften oder Klassen setzten sich mit der NS-Zeit in ihrer Nachbarschaft auseinander, recherchieren Namen und Wohnorte von Deportierten und erstellen eigene Projektdokumentationen(1)

Der Gedanke der Stolpersteine beschränkt sich nicht nur auf Deutschland. Es wurden bereits Kontakte z.B. nach Warschau, Wien und Budapest geknüpft, um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus an ihren Wohnorten europaweit zu bewahren.

Kontakt:
Gunter Demnig
Tel. + Fax: 0221/251489
gunter.demnig@stolpersteine.com

(1) Beispielsweise das Schulprojekt »Hier wohnten sie…« von Schülerinnen des Jahrgangs 11 am Sophie-Scholl-Berufskolleg in Duisburg

Zum gleichen Thema gibt es ein Buch von der Autorin Kirsten Serup-Bilfeldt, die in ihrer Veröffentlichung dem Schicksal von 11 deportierten Menschen in Köln nachgegangen ist.
Kirsten Serup-Bilfeldt: Stolpersteine. Vergessene Namen, verwehte Spuren. Wegweiser zu Kölner Schicksalen in der NS-Zeit. Köln 2003, 8,90€.

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